Die südwestliche Nordsee ist geprägt durch zahlreiche Sandriffe, die mit zum Teil geringen Wassertiefen parallel zur Küste verlaufen. Dazwischen liegen tiefe Rinnen, ausgetonnt, aber sehr veränderlich, in denen der Strom hohe Geschwindigkeiten erreichen kann. Die modernen Hilfsmittel der Navigation erleichtern die Passage erheblich, vor Erfindung von GPS und Decca war dieses Revier jedoch auch in der Großschifffahrt berüchtigt. Gerade der Bereich der Schelde- und Maas-Mündungen ist stark frequentiert durch schnelle Frachter, die durch enge Fahrwasser nach Antwerpen und Rotterdam gehen und Sportboote sind gut beraten, Augen und Ohren offen zu halten. Die flämischen Bänke setzen sich fort bis zur englischen Seite, wo sie mit den Goodwin Sands ihre Fortsetzung finden, einem der größten Schiffsfriedhöfe der Welt.
Goodwin-Sand
Theodor Fontane
Das sind die Bänke von Goodwin-Sand,
sie sind nicht Meer, sie sind nicht Land,
sie schieben sich, langsam, satt und schwer,
wie eine Schlange hin und her.
Und die Schiffe, die mit dem Sturm gerungen
und die schäumende Wut der Wellen bezwungen,
und die gefahren über die Welt,
unzertrümmert, unzerschellt,
sie sehen die Heimat, sie sehen das Ziel,
da schiebt sich die Schlange unter den Kiel
und ringelt Schiff und Mannschaft hinab,
zugleich ihr Tod, zugleich ihr Grab.
Die See ist still, die Ebb' ist nah,
Mastspitzen ragen hier und da,
und wo sie ragen in die Luft,
da sind es Kreuze über der Gruft;
ein Kirchhof ist's, halb Meer, halb Land, -
das sind die Bänke von Goodwin-Sand.