Vier Tage mussten wir in Roscoff abwarten, dann ließ der Wind endlich nach und wir segelten entlang der Côte des Légendes in den äußersten Westen Frankreichs. Die Legenden brachten vor 1500 Jahren Kelten mit, als sie von Great Britain ins kleine Brittany, die Bretagne, übersiedelten. Es müssen rechte Plaudertaschen gewesen sein, und ihre Geschichten, abends am Herdfeuer weitergegeben, verwoben sich mit den Sagen ihrer neuen Heimat. So ist die Artussage sowohl in Cornwall als auch in der Bretagne, in Armorica, angesiedelt, das Grab des Zauberers Merlin befindet sich im Zauberwald von Brocéliande. Und wenn auch Richard Wagner sein „Tristan und Isolde“ überwiegend in Cornwall spielen ließ, ist hier ganz in der Nähe die kleine Insel Tristan der Ort, an dem die beiden nach dem Genuss des Liebestrankes ihr tragisches Ende gefunden haben sollen.
Wir haben uns nicht viel Zeit gelassen für diesen Küstenabschnitt, das Wetter ist unbeständig und es zieht uns weiter in den Süden. Begleiten werden uns die vielen Geschichten, die diese Landschaft so besonders machen, von den Corrigans, den bösen Feen und den Menhiren, den Hinkelsteinen. Wo Dichtung und Wahrheit einer Geschichte sich vermischen, kann man am besten mit einem norddeutschen Spruch gegenhalten:
Lögenhaft to vertelln – aber wohr is se doch!