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In China essen sie Hunde

Die Ile d‘Oleron ist geprägt von Wäldern, Stränden und ganz viel Sumpfland, dem Marais. Es ist durchzogen von schlammigen Kanälen und flachen Tümpeln, die durch ein ausgeklügeltes System miteinander verbunden sind und zweimal am Tag durch die Flut mit Salzwasser gefüllt werden. In diesen Tümpeln, den Claires, wurde früher Salz gewonnen, heute dienen sie der letzten Phase der Austernzucht. Zwischen Oleron und dem Festland liegt nämlich eines der größten Austernzuchtgebiete Europas. Hier wachsen sie in drei bis vier Jahren heran, um danach in die etwas muffigen Tümpel umgesiedelt zu werden, wo sie ihren besonderen Geschmack bekommen sollen.

 

Der Verzehr der Auster ist nicht jedermanns Sache. Was für den einen eine begehrte Delikatesse, ist für den anderen ein glibberiger Klumpen, der obendrein noch lebend eingesaugt wird. Zoologische Kenntnisse über Innereien und Ausscheidungsorgane heben nicht gerade den Appetit auf diese Kreaturen. Aber, sie sollen nahrhaft sein, unbelastet und wachsen vor der Haustür.

 

„In China essen sie Hunde“ ist ein Film des dänischen Regisseurs Lasse Spang Olsen, eine rabenschwarze Krimigroteske im Stile von „Pulp Fiction“, wohl auch nicht gerade jedermanns Geschmack. Hier wird ein Bankraub damit gerechtfertigt, dass Moral Auslegungssache ist und dieses Verbrechen genauso einzustufen sei wie der Verzehr von Hundefleisch.

Hier sollten wie mit unseren Maßstäben etwas zurückhaltender sein, auch auf unseren Tellern landen Dinge, die andernorts für Kopfschütteln sorgen können, Pferdefleisch, Lungenhaschee und Schwarzsauer. Man isst seit Urzeiten das, was um einen herum wächst und den Hunger stillt.

 

Szenenwechsel: Wir machen eine Fahrradtour über die Insel, landen schließlich zum Mittag in einer Tapasbar. Wir bestellen verschiedene Teller, darunter auch frittierte Sardinen. Die Tierchen sind gerade mal drei bis vier Zentimeter lang, etwa so als wenn ein paar Jungs in der Hafeneinfahrt ihre Senke ausprobiert hätten. Messer und Gabel sind diesem Gewürm wohl kaum angemessen, also steckt man sie entweder ganz in den Mund oder lässt Kopf oder Schwanz zurück. Am Ende glotzen mich von meinem Teller fünfzig Augenpaare an, der Rest schmeckte erstaunlich gut. Beim Abräumen mustert mich der Wirt mit einem Blick, der sagt: Jetzt hast Du fünfzig Arschlöcher gegessen, aber das Hirn hast Du liegen lassen!

 

Na und, in China essen sie Hunde…

 

Ein Dutzend Austern zum Preis von drei Kugeln Eis!
Ein Dutzend Austern zum Preis von drei Kugeln Eis!
Austernhütten auf der Ile d`Oléron
Austernhütten auf der Ile d`Oléron
Austernernte in den Claires
Austernernte in den Claires
Die Zufahrt zum Hafen, bei Niedrigwasser nur noch ein flacher Graben
Die Zufahrt zum Hafen, bei Niedrigwasser nur noch ein flacher Graben
Aber wieder einmal geschützt hinter dem Gate
Aber wieder einmal geschützt hinter dem Gate